Teil 1: Revolution oder Evolution?
Mechanisierung, Massenproduktion und Automatisierung lösten industrielle Revolutionen aus, die die Welt veränderten. Nun führt die Verbreitung hochagiler und individualisierter Produktionsmethoden erneut zu grossen Umwälzungen in Industrie und Gesellschaft.
Die mechanisierte Produktion gestützt auf Wasser- und Dampfkraft im 18. Jahrhundert, die Einführung von Fliessbandarbeit und Schichtbetrieb auf der Grundlage der Elektrifizierung im 19. Jahrhundert und die IT-getriebene automatisierte Massenproduktion im 20. Jahrhundert hatten zu ihrer Zeit jeweils dramatische gesellschaftliche Auswirkungen. Obwohl aus der historischen Perspektive der industrielle Wandel als evolutionärer Prozess begriffen werden muss, hatten die damit verbundenen gesellschaftlichen Umwälzungen aufgrund des hohen Veränderungstempos durchaus revolutionären Charakter.
Zu allen Zeiten fürchteten sich die Menschen vor den radikalen Auswirkungen der Veränderungen und glaubten, dass die Erhöhung der industriellen Automatisierung und Effizienz unweigerlich zum Verlust von Arbeitsplätzen führt. In der Realität führten die Umwälzungen in allen bisherigen industriellen Revolutionen jedoch zu mehr und vor allem kreativerer Arbeit, auch wenn die erzielten Optimierungsgewinne in der Gesellschaft einseitig verteilt wurden.
Unter der viel diskutieren «Industrie 4.0» im Zuge der Digitalen Transformation sind im Wesentlichen drei grosse Veränderungsebenen zu verstehen:
- Vertikale Integration intelligenter Produktionssysteme (Smart Factory) und die Kette «Entwicklung – Produktion – Nutzung» agiler gestalten und smart digitalisieren.
- Horizontale Vernetzung überbetrieblicher Wertschöpfungsketten und diese Wertschöpfungsnetzwerke als virtuelle Unternehmen verstehen und organisieren.
- Smarte soziotechnische Einbindung von Kunden und Partnern und mit digitalen Produkteerlebnissen einen digitalen Zugang zum Markt schaffen
Diese vierte industrielle Revolution wird zurecht als solche bezeichnet. Auch wenn man durchaus von einer evolutionären Weiterentwicklung der unter dem Einsatz von Elektronik und IT vorangetriebenen automatisierten Massenproduktion des 20. Jahrhunderts sprechen kann, rüttelt die Digitale Transformation im 21. Jahrhundert aufgrund ihres beispielslosen Tempos an den Fundamenten unserer Gesellschaft.
So müssen wir uns mit einem in seinen Auswirkungen noch nicht abschätzbaren Paradigmawechsel auseinandersetzen. Während bis jetzt – etwas vereinfacht ausgedrückt – galt, dass Computer nur ausführen können, was durch Menschen vorgegeben wurde, werden Maschinen immer smarter und intelligenter. Bereits heute werden selbstlernende Algorithmen entwickelt, die nicht mehr fertig ausprogrammierte Funktionalität repräsentieren sondern sich in der Interaktion mit dem menschlichen Benutzer kontinuierlich weiterentwickeln. In Zukunft werden diese Algorithmen durch Vernetzung und technische Evolution Komplexitätsstufen erreichen, die der Mensch nicht mehr verstehen wird.
Vor diesem Hintergrund drängt sich die Frage auf, ob wir, erstmals in der Geschichte, in einer Epoche leben, in der das Arbeitsvolumen tatsächlich kleiner wird.
Im nächsten Blog beleuchten wir die möglichen Werte einer zukünftigen digitalen Gesellschaft und den neuen Umgang mit der menschlichen Arbeitskraft.
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